Stuckarbeiten
Die Herstellung und Verarbeitung von Stuck beinhaltet das Ziehen
von Profilen und Gesimsen, die Anfertigung (natürlich auch
das Duplizieren von Ornamenten, Konsolen, Figuren etc.) von Abgüssen
sowie Stuckantragarbeiten.
Stuckfassaden
Stuckfassaden sind eine Kombination von (in der Regel Glattputz,
eventuell mit Nuten und Bossen) sowie von Stuckelementen die gezogen,
geformt oder freihändig angetragen werden.
Die gezogenen Stuckteile sollten vor Ort in Kalkzementmörtel
gezogen werden, wobei bei größeren Gesimsen eine Unterkonstruktion
aus Rippenstreckmetall nötig ist. Ein Ansetzen von Stuckgesimsen
aus Gips ist aufgrund von starker Rißbildung nicht mehr sinnvoll.
Ebenso sollten geformte Teile aus Kalkzementmörtel angefertigt
werden. Doch ist dies bei größeren und stark unterschnittenen
Stuckteilen nur sehr schwer möglich, so daß das Ansetzen
von Stuckteilen aus Gips in Berlin ortsüblich ist.
Innenstuckarbeiten
Zu allen Zeiten stellte der Stuck ein beliebtes architektonisches
Schmuckmittel dar. Insbesondere die Decken eigneten sich als geschlossene
und gut sichtbare Fläche für seine Anwendung. Bei der
Vielgestaltigkeit dieser Arbeiten wird ein hohes Können an
den Stukkateur gestellt.
Als Materialien wird reiner Stuckgips oder Gipskalkmörtel verwendet.
Eine Stuckdecke im Altbau besteht in der Regel aus einem umlaufenden
Stuckgesims, daß entweder als vorgefertigtes Teil angesetzt
wird oder bei größeren Gesimsen an Ort und Stelle gezogen
wird. Das Gesims kann entweder profiliert oder ornamentiert sein.
In der Raummitte befindet sich eine Rosette.
In Villen, Schlössern und größeren historischen
Gebäuden können die Innenstuckarbeiten häufig sehr
prunkvoll sein. Der Gestaltung waren und sind auch heute noch keine
Grenzen gesetzt .Sie reicht von frewihändig angetragenen Ornamenten
bis hin zu Kuppeln und Gewölben mit und ohne Stuckgesimsen.
Zugarbeiten
Eine der am Meisten ausgeführten Arbeiten bei der Ausführung
von Stuckarbeiten ist das Ziehen und Herstellen von Profilen und
Gesimsen. Dabei unterscheidet man zwischen Zugarbeiten auf dem Tisch
und von Zugarbeiten an Ort und Stelle, wiederum unterteilt in Gesimszüge
für den Innenbereich und den Außenbereich.
Bevor ein Gesims gezogen wird, muss ein Profil entworfen bzw. eine
vorhandene Profilierung originalgetreu abgezeichnet werden. Anschließend
wird die Schablone gebaut. Je nach Art und Ausführung der Stuckarbeiten
gibt es mehrere Arten von Schablonen:
Tischschablone
Dient zum Ziehen von geraden Tischzügen und benötigt eine
gerade Führungsleiste.
Deckenschablone
Wird zum Ziehen von geraden, erhabenen oder vertieft liegenden Profilen
an der Decke benötigt.
Kopfschablone
Die Schablone wird am meisten für das Ziehen kleinerer Eckgesimse
sowie zum Ziehen von Gesimsen an gebogenen Flächen benötigt.
Eckschablone
Wird zum Herstellen von Eckgesimsen zwischen Wand und Decke verwendet.
Die Eckschablone gleitet an der Wand und an der Decke an Führungsleisten.
Scharnierschablone
Diese Schablone dient zum Ziehen von gleichhochbleibenden aber schmaler
werdenden Profilen.
Hochdruckschablone
Die Schablone kommt zur Anwendung beim Ziehen von Tisch- und Wandzügen
bei denen keine feste Führung möglich ist. Bei den Zugarbeiten
muss die Schablone ständig nach oben gedrückt werden.
Gegendruckschablone
Diese Schablone sitzt fest in einer Führung und wird nur gegen
eine Wand bzw. Decke gedrückt, z.b. bei Eckgesimsen oder beim
Drehen einer Kuppel mit Galgen.
Radiusschablone
Dient zum Ziehen ovaler oder Runder Gesimse.Sämtliche Schablonen
lassen sich für andere Zugarten ohne Probleme umbauen, da das
Schablonenblech und das Schablonenholz für alle Schablonenarten
gleich hergestellt wird und sich einfach umbauen lässt. Nur
die Schlitten und Läufer (diese gleiten an der Führungsleiste)
sowie die Handgriffe sind bei den einzelnen Schablonenarten verschieden.
Die Form des Gesimses wird auf ein Zinkblech aufgezeichnet und mit
einer Blechschere ausgeschnitten. Nachdem die Konturen mit einer
Feile nachgearbeitet wurden, wird das Zinkblech auf ein Brett genagelt.
Der Brettausschnitt sollte dabei etwas schräg sein, damit beim
Schleppzug der Mörtel angedrückt und geführt wird.
Das Schablonenblech wird senkrecht auf einen waagerechten Schlitten
befestigt und mittels Leisten stabilisiert und ausgerichtet.
Können Zugarbeiten für Innenstuck in der Werkstatt ausgeführt
werden, verwendet man am Besten ebene Holz-, Marmor-, Kunststein-
oder Zementplatten als Zugtische. Die sauberen und geraden Kanten
dieser Platten dienen gleichzeitig zum Führen der Schablone.
Damit der Gipsmörtel auf der Tischplatte nicht fest haftet
und man den fertigen Tischzug ohne Beschädigungen vom Tisch
losbekommt, bestreicht man diese vor dem Ziehen mit einem Trennmittel
aus Öl oder Schmierseife.
Nach der Fertigstellung des Tischzuges wird das Profil geschnitten,
so dass man es ohne Probleme transportieren und an die Decke bzw.
Wand ansetzen kann.
Für die Tischzüge verwendet man Gipsmörtel. Beim
Anmachen des Gipses ist es unerlässlich, nur saubere Gefäße
und Werkzeuge zu verwenden. Auch ist darauf zu achten, dass das
Anmachwasser stets sauber und kalt ist. Sollten die vorgenannten
Punkte nicht beachtet werden, verringert sich die Abbindezeit des
Gipses und die erfolgreiche Herstellung des Zuges ist gefährdet.
Man sollte nur soviel Gipsmörtel anrühren, wie man mit
einem Zug verarbeiten kann und das der Zug einmal anrühren
fertig wird. Ein nachrühren führt zu Qualitätsverlusten.
Nach kurzer Einsumpfzeit des Gipsmörtels wird der Gips auf
den vorher markierten Profilverlauf aufgetragen. Man trägt
nun Gips solange auf, bis der Gesimszug fertig ist. Dazwischen wird
immer wieder mit der Schablone der Gips abgefahren, bis die Kanten
scharf sind und keine Fehlstellen mehr vorhanden ist. Nach jedem
Abfahren muss die Schablone gereinigt werden.
Der Vorteil der Zugarbeiten auf dem Tisch liegt darin, dass die
Stuckprofile leichter zu ziehen sind als an der Wand oder der Decke
sowie weniger Material gebraucht wird. Allerdings ist die Größe
der Gesimse beschränkt, so dass große Stuckgesimse im
Übergang zwischen Decke und Wand (Eckgesims) direkt an Ort
und Stelle gezogen werden müssen. Unter Umständen muss
bei großen (Abwicklung über 30 cm) sowie weit ausladenden
Gesimsen eine Unterkonstruktion aus Rabitz hergestellt werden. Damit
das Gesims exakt gerade verläuft, ist es überaus sinnvoll,
dass die Wand und die Decke bereits geputzt ist. Im Bereich des
Gesimses sollte der Putz aufgekämmt oder gar nicht geputzt
sein.
Die Führungslatten sollten aus Aluminium bestehen, da diese
sich nicht durch Feuchtigkeitsaufnahme verziehen. Aber auch trockene,
gerade Holzlatten lassen sich als Führung einsetzen. Beim Einrichten
der Zuglatten müssen diese exakt gerade ausgerichtet werden.
Dadurch ist es äußerst wichtig, dass der Wand- und Deckenputz
planeben und ohne Wellen geputzt sein muss, da ansonsten sich die
Welligkeit auf den Gesimszug überträgt.
Bei Gesimsdicken über 6 cm zieht man das Gesims in zwei Arbeitsgängen.
Zuerst den Rauhzug (auch Grobzug genannt) und anschließend
den Feinzug (auch Weißzug genannt). Der Rauhzug erfolgt aus
Gipskalkmörtel und muss nach Fertigstellung eine geschlossene
Oberfläche haben, aber so rauh sein, dass der Feinzug gut haftet.
Dafür benötigt man ein extra Schablonenblech (auch Vorschablone
genannt), deren Profilverlauf aber nicht exakt ausgearbeitet sein
muss. Nach der Fertigstellung des Rauhzuges entfernt man die Vorschablone
und trägt die Feinschicht mit reinem Gipsmörtel in mehreren
Schichten auf und fährt den überflüssigen Gips immer
wieder ab, bis das Stuckgesims seine gewünschte, scharfkantige
Profilierung hat. Nach jedem Zug sollte die Schablone gereinigt
werden. Die Dicke des Gipsmörtels sollte 3 mm nicht überschreiten.
Ecken, Verkröpfungen und Endungen werden anschließend
freihändig angetragen und ausgearbeitet bzw. durch in der Werkstatt
auf dem Tisch hergestellte Gesimsstücke eingesetzt und verputzt.
Gesimszüge an Wänden und Decken im Außenbereich
sind grundsätzlich aus Kalkzementmörtel herzustellen.
Auf das Mauerwerk bzw. dem Putz werden Führungslatten befestigt
und ausgerichtet, auf denen dann der Schlitten und Läufer entlanggezogen
wird.
Das mit einem Spritzbewurf versehene Mauerwerk wird mit einem Kalkzementmörtel
beworfen und mit dem Schlitten auf den Führungslatten abgefahren.
Sichtbare Fehl- und Hohlstellen werden mit Mörtel ausgeworfen
und immer wieder mit dem Schlitten abgefahren. Infolgedessen entsteht
ein grober Unterzug, der im wesentlichen bereits die Form des späteren
Gesimses hat.
Der nachfolgende Feinzug wird von Auftrag zu Auftrag immer dünner,
so dass sich auch kleinere Risse und Öffnungen im Unterzug
füllen. Der letzte Auftrag wird dann fast so dünn wie
Wasser aufgetragen und abgezogen. Mit dieser Vorgehensweise werden
glatte, scharfkantige Profilzüge bzw. Gesimse erzielt.
Sollten noch kleinere Fehlstellen vorhanden sein, kann man diese
mit einem Filzbrett oder Pinsel bearbeiten. Wichtig bei der Durchführung
der gesamten Zugarbeiten ist, dass die Schablone nach jedem Abzug
sorgfältig zu reinigen ist und sauber gehalten wird. Ecken,
Verkröpfungen und Endungen werden freihändig aus Kalkzementmörtel
hergestellt und angearbeitet.
Bei einem Mörtelauftrag von mehr als 50 mm ist nach DIN 18
350 Putz- und Stuckarbeiten eine Drahtputzunterkonstruktion aus
Rundeisen und Rippenstreckmetall erforderlich, ebenso wenn kein
ausreichender und tragfähiger Untergrund bzw. Vormauerung vorhanden
ist.
Sollten bei einer Vormauerung Steine fehlen, sind diese in einem
gesondert Arbeitsgang mit neuen Steinen und Zementmörtel fachgerecht
auszumauern.
Hohlräume sind aufgrund der Gefahr von Schwitzwasserbildung
zu Vermeiden und mit Zementperlite auszufüllen.
Werden gezogene Gesimse an neu gemauerten Wänden hergestellt,
ist es zweckmäßig, die benötigte Unterkonstruktion
mit Mauersteinen während der Maurerarbeiten vorzumauern. Das
muß allerdings schon während der Planung berücksichtigt
werden.
Formarbeiten
Form- bzw. Abformarbeiten werden dazu benutzt, Ornamente, Kapitelle,
Figuren etc. zu vervielfältigen. Dazu wird ein Originalstück
benötigt bzw. es muß ein Modell, in der Regel aus Ton,
hergestellt werden. Modelle können aus Holz, Gips, Metall oder
Naturstein sein. Wichtig ist die richtige Vorbehandlung des Modells
und das richtige Trennmittel.
Bei der Restaurierung von Stuckarbeiten hat man in der Regel ein
altes Modell am Baukörper. Um eine Form von einem Originalstück
herzustellen, nimmt man es von dem Bauteil ab und bessert es aus.
Die Ausbesserung muß äußerst exakt erfolgen, da
man jede Fehlstelle später im Duplikat erkennt. Man belegt
das Originalstück mit einer Tonschicht und bedeckt diese dann
mit einer Gipskappe. Anschließend wird die Tonschicht entfernt
und der Hohlraum wird mit Silikonkautschuk ausgegossen. Nachdem
man das Original entfernt hat, kann man die Form bei sachgerechter
Herstellung beliebig oft ausgießen. In früheren Zeiten
verwendete man statt Silikon Leim. Doch Leim hat den Nachteil, daß
man bei sachgemäßer Verarbeitung nur 2-3 Ausgüsse
herstellen kann. Aus Kostengründen kann es aber sinnvoll sein
mit Leim zu arbeiten, wenn man z.B. nur ein zweites Stück zu
fertigen hat.
Bei Innenstuckarbeiten wird reiner Stuckgips verwendet. Im Außenbereich
darf laut DIN 18350 nur Kalkzementmörtel bei geformten Stuckteilen
verwendet werden, doch bei vielen Ornamenten und Figuren ist ein
Abguß in Kalkzementmörtel aufgrund der Eigenschaften
nicht möglich. Die Ausführung von ornamentierten Formarbeiten
aus Gips ist deswegen in Berlin ortsüblich. Die Firma Stuck
Nagel GmbH verwendet Gips nur an Außenfassaden, wenn eine
Herstellung aus Kalkzementmörtel nicht möglich ist. Es
besteht auch die Möglichkeit, Ornamente vor Ort abzuformen.
Dazu darf das Modell nicht stark ornamentiert sein. Silikonstreichkautschuk
wird direkt auf das Modell am baukörper aufgetragen und anschließend
die Gipskappe aufgebracht. Vorteil dieser Methode ist es, daß
das Modell nicht vom Bauteil abgenommen werden muß, der Nachteil
liegt aber in der begrenzten Zahl von Abgüssen sowie aus leichten
Qualitätsverlusten der Duplikate aufgrund der Materialbeschaffenheit
des Streichkautschuks.
Stuckmarmor
Die Gestaltung von Wänden, Pfeilern und Fensterinfassungen
mit Stuckmarmor wurde in der Zeit der Renaissance eingeführt,
da die Beschaffung von echten Marmor zu teuer oder zu schwiering
gewesen ist. Die Blütezeit für Stuckmarmor stellte die
Zeit des Barocks und des verspielten Rokokos dar. Zu dieser Zeit
spezialisierten sich Stukkateure zu Spezialisten des Stuckmarmors.
Der Marmorist und der Schleifer (Glänzer) standen in hoher
Kunst bei Königs- und Fürstenhäuser und wurden überregional
angefordert. Der Besitz der speziellen Mörtelrezepturen und
der entsprechenden Schleifsteine galt als eine Art Qualifikation.
Sie wurden weitervererbt und stellten höchsten Familienbesitz
dar. Seitdem wurde diese Technik nur noch selten angewendet und
schwerpunktmäßig im Bereich der Denkmalpflege gefordert.
Für dekorative Innenbeschichtungen können mittlerweile
marmorähnliche Oberflächen kostengünstig durch Spachteltechniken
erstellt werden.
Für die Herstellung von Stuckmarmor werden umfangreiche Fach-
und Materialkenntnisse, handwerkliches Geschick und folgende Materialien
benötigt.: Alabastergips, Knochenleim, Sumpfkalk, Erdfarben,
verschiedene Schleifsteine, Bienen- und Carnubawachs, Leinöl
und Terpentin. Vor dem Vermischen werden der Gips und das Farbpulver
durch ein feines Haarsieb gedrückt, um Verunreinigungen auszuschließen.
Werden organisch gebundene Erdfarben eingesetzt, müssen evtl.
Fettrückstände infolge des Einsumpfens vorher beseitigt
werden, da diese als Trennmittel wirken können. Anschließend
wird der Gipsmörtel in drei gleich große Stücke
geteilt und unterschiedlich stark eingefärbt. Die Aderstruktur,
die dem Marmor den typischen Charakter und seine Oberflächenschönheit
verleiht, stellt bei der Herstellung von Stuckmarmor den anspruchsvollsten
Teil dar. Dazu wird ein brotähnlicher Mörtellaib hergestellt,
der anschließend verdreht aufgerissen wird. In die Flanken
werden die vorbereiteten Farben eingegossen. Alternativ dazu kann
der Mörtellaib auch in unregelmäßige Brocken zerrissen
und im Farbpulver gewälzt werden. Anschließend wird der
gesamte Mörtellaib gut durchgeknetet und in Scheiben geschnitten.
Diese Scheiben werden dann auf den Untergrund aufgelegt, kräftig
angedrückt und Fehlstellen ebenfalls angedrückt. Nachdem
die Oberfläche begradigt und geglättet wurde, kann nach
ausreichender Härtung das Schleifen beginnen. Hierzu werden
acht verschiedene Schleifsteine verwendet. Der erste Schliff erfolgt
mit einem groben, der zweite Schliff mit einem mittleren und der
dritte Schliff mit einem feinen Bimsstein. Zwischen den Schleifvorgängen
wird der Marmor zweimal mit dem bereitgestellten Spachtelwasser
gespachtelt. Die Trocknung der einzelnen Spachtelgänge erfolgt
in der Regel über Nacht. Nach dem vierten Schliff, der mit
dem Schlangenstein erfolgt, sollte die Oberfläche keine offenen
Poren mehr besitzen. Des Weiteren ist vor dem nächsten Schleifgang
unbedingte Voraussetzung, daß der Stuckmarmor komplett und
vollständig ausgetrocknet ist. Der fünfte Schliff erfolgt
mit dem sog. ersten Zieher, der sechste Schliff mit dem zweiten
Zieher, wobei dieser Schleifstein keinerlei Quarzadern oder sonstige
Einschlüsse aufweisen darf. Der siebte Schliff erfolgt mit
dem sog. Glänzer. Anschließend wird die Oberfläche
mit Stuckflüssigkeit abgespachtelt. Diese Feinspachtelung,
der man Gelatine aus Kälberhäuten und keinen Knochenleim
zusetzt, wird mit dem Naturhaarpinsel warm aufgetragen. Der letzte
Schliff der Stuckmarmoroberfläche wird dann mit dem sog. Blutstein
durchgeführt.
Die Oberfläche wird abschließend, nach endgültiger
Austrocknung, mit einer Mischung aus kaltgeeschlagener Leinölfirnis
und gleichen Anteilen Terpentin mit einem weichen Lappen eingeölt.
Nach ca. einer Woche kann die Oberfläche wieder mit einem weichen
Lappen eingewachst werden. Nach dem Verdunsten des Terpentins kann
mit dem Abreiben und Polieren begonnen werden.
Diese Auflistung der einzelnen Arbeitsschritte verdeutlicht, wie
aufwendig Stuckmarmor hergestellt wird. Aus diesem Grund werden
Stuckmarmorflächen fast nur noch im Rahmen der Restaurierung
ausgeführt, obwohl, eine derart behandelte Stuckmarmorfläche
widerstandsfähiger ist, als eine fluatierte Naturmarmoroberfläche.
Stukkolustro
Stukkulustro (auch Stuccolustro geschrieben) wurde aus dem Italienischen
abgeleitet (Stucco = Stuck, Lustrare = putzen/polieren) und bedeutet
soviel wie blanker Stuck. Auf den vorbereiteten Untergrund wird
ein 2-3 cm dicker, rauher Unterputz aus abgelagerten, fetten Sumpfkalk
und grobkörnigen, reinen Sand aufgezogen. Bei gleichmäßig
saugendem Untergrund können bis zu 20% des Bindemittels als
Gips dem Mörtel zugegeben werden. Bei ungleichmäßig
saugenden Untergründen wird reiner Kalkmörtel verwendet.
Der Putzgrund muß vor dem Glätten so hart sein, daß
er sich nicht mehr eindrücken läßt. Nach der entsprechenden
Härtung des Unterputzes wird eine etwa 1 cm dicke Putzschicht
aus feinerem Kalkmörtel aufgezogen und vollkommen glattgerieben.
Die dritte Putzschicht besteht aus einer Feinputzlage aus feingesiebten
Kalk, Marmormehl und Farbstoff des jeweiligen Farbtones. Nachdem
diese Putzschicht fein abgerieben wurde, wird die letzte Putzschicht
aufgebracht. Diese besteht aus ganz feinem Marmormehl, das anschließend
abgeglättet wird. Nach ausreichender Härtung wird die
Stukkolustrofarbe auf die Oberfläche aufgestrichen, mit gewärmten
Stahl eingebügelt und gewachst. Die Erwärmung der Glatteisen
erfolgt nur auf Holzkohlefeuer oder elektrisch auf höchstens
200°C.
Entweder kann "aq fresco" mit ungebundener Farbe gemalt
werden und die Farbe nach 2 Stunden mit einer dünnen Lösung
Venezianischer Seife überzogen und dann geglättet werden,
oder die Farbe wird von vornherein mit seifen- oder olivenölhaltigem
Bindemittel gebunden. Zuviel Bindemittel trübt und führt
zu den Stukkolustro charakteristischen Abblätterungen, zuwenig
Bindemittel läßt die Farbe beim Glätten mitreißen.
Zum Einziehen großer farbiger Flächen kann die Marmormehl-Kalkschicht
gefärbt und mit etwas Bindemittel gefestigt werden. Bei richtiger
Dichtung und Festigung ist ein späteres Abreiben mit Seifenwasser
oder Wachs nicht notwendig. Zusätzliche Bindemittel können
sein:
Venetian, Terpentin, Dammarfirnis, Olivenöl, Eiweiß,
Eigelb, Milch, Quark, Seife oder Ochsengalle. Zu stark gebundene
Farben platzen ab, zuwenig gebundene Farben können beim Glätten
verwischt werden. Die glänzende Putzflächen eignen sich
für schwach beleuchtete Räume, weil sie das Licht reflektieren.
Sgraffito
Mit Sgraffito wird eine alte Form der Fassadenmalerei und der künstlichen
Wandgestaltung beschrieben, bei der unterschlich eingefärbte
Putzschichten übereinander aufgetragen und anschließend
in noch feuchten Zustand nach einer Schablone oder Vorlage wieder
in Teilbereichen abgekratzt werden. Der Begriff kommt zwar aus dem
Italienischen (sgraffiare = kratzen), der Ursprung des Sgraffitos
wird allerdings bei den Griechen oder noch früher vermutet.
Die berühmten Vasenmalereien in Asien werden als Vorläufer
der Einkratztechnik gesehen. Wann diese Einkratztechnik für
die Putztechnik entdeckt wurde, kann nicht mehr nachgewiesen werden.
Derartige Putzverzierungen sind im römischen Reich beschrieben
worden und wurden von der Handwerkstechnik zur handwerklichen Kunst
weiterentwickelt. Besonders in Florenz, der Toskana und Rom verbreitet
sich das Sgraffito insbesondere zur Nachbildung von einfachen architektonischen
Gestaltungselementen, wie Gesimsen, Profilen, Säulen, Quadern
und Bändern. Diese Putztechnik wurde zunächst bei herrschaftlichen
Gebäuden angewandt. In der Renaissance erlebte die Sgraffitotechnik
ihren Höhepunkt, als diese Form der Fassadengestaltung übernommen
und zur Perfektion weiterentwickelt wurde. Die ursprüngliche
Nachbildung von einfachen Architekturzeichnungen wurde zur freien
und figürlichen Gestaltung. Durch die Beauftragung italienischer
Baumeister durch Fürsten- und Königshäuser nördlich
der Alpen wurde die Sgraffitotechnik auch in Süddeutschland,
der Schweiz und in Südtirol bekannt. Während in Italien
die Sgraffitotechnik im 17.Jh. mit dem Aufkommen des Barocks abklang,
entwickelte sich in der Schweiz, Schlesien und Hessen eine Volkskunst
mit eigener Prägung. Unterschieden wird Sgraffito hinsichtlich
der Technik und der Ausführung.
Zwischen den einzelnen gestalterischen Putztechniken wie Sgraffito,
Putzschnitt und einer Putzintarsie bestehen weitgehend Übereinstimmung
in der Anwendbarkeit, im Materialeinsatz und im technologischen
Arbeitsablauf. Das vorgesehene Motiv wird durch Einritzen oder Durchkratzen
oder teilweise Abtragen des frischen, naturfarbenen oder eingefärbten,
ggf. auch mit einem Anstrich versehenen Oberputzes dargestellt.
Der Oberputz gehört meist zu einem Putzsystem, dessen Lagen
nass in nass über- oder nebeneinander aufgetragen wurden. Die
Ausführung muss bis zu Beginn der Verfestigung des Mörtels
abgeschlossen sein.
Historisch gesehen zählen jedoch zum Sgraffito nur das Einritzen
des Motives in den geglätteten, naturfarbenen oder durch Anstrich
oder Malfarben bereits getönten frischen Putz und das lineare
oder zeichnerische Durchkratzen einer meist weißen oder grauen,
dünnen Deckputzschicht bis zum schwarz, grau oder anders eingefärbten
Unterputz.
Die Sgraffitoarten werden nach der Arbeitsweise beim Herauskratzen
der darzustellenden Formen in Linien-, Flächen- oder Schabesgraffito
eingeteilt. Des weiteren erfolgt eine Klassifizierung nach dem Schichtaufbau
und der daraus ergebenden Farbigkeit in naturbefahrene sowie ein-
oder mehrfarbige Sgraffitos.Schabesgraffito
Das Schabesgraffito ist eine Möglichkeit, ohne den Einsatz
von Farben ein einfarbiges Sgraffito zu gestalten. Dazu wird auf
einen dunklen Unterputz eine dünne, ebenflächige ausgeriebene,
helle Putzschicht aufgezogen und anschließend in diese Putzschicht
das gewünschte Motiv bis zum Unterputz durchgehend eingeritzt
oder eingekratzt.. Anschließend wird die Innenfläche
vorsichtig herausgeschabt oder flächenhaft herausgekratzt,
bis der dunklere Putz sichtbar wird. Durch die weichen Übergänge
zwischen der dunkleren Unterputz- und der helleren Deckputzschicht
muss darauf geachtet werden, dass diese Übergangsbereiche anfällig
gegenüber Witterung und mechanische Belastung sind und deswegen
entweder geschützt oder nur an geeigneten Stellen ausgeführt
werden. Durch evtl. Nachbehandlungen (z.B. mit Kieselsäureester)
kann eine erhöhte Oberflächenfestigkeit erreicht werden.
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